weiter im Datum 13. Januar Blog 22

12. Januar

So, das Thema "Jacke" schließe ich hiermit erst mal ab. 4 unterschiedliche, aber passende Knöpfe und handgenähte Knopflöcher, sowie ein widerspenstiges Seidenfutter und kleine Handnäharbeiten haben mich eine Weile beschäftigt. Insgesamt  " kostete" mich das Bekleidungsstück eine Woche meines Lebens. Ein Lieblingsstück, das mich wohl noch eine Weile begleiten wird.  Die Jacke ist beim "zur Probe ausführen" für gut befunden worden und hat die ihr zugedachten Dienste voll erfüllt. Ich war mal wieder im Kino. "perfect days" , ein Film, der uns einen ganz alltäglichen Alltag vorführt, so wie er wohl  bei zigtausenden Menschen routinemäßig  abläuft, hat mir wieder gezeigt wie priviligiert ich persönlich lebe. Guter Film? - Ja doch, Wim Wenders, eben. Noch eine Reihe interessanter Kinofilme stehen auf meinem Programm, laufen aber  leider zu Unzeiten ( morgens um 10.oo)  - zu einer schwierige Zeit für meinen Tagesablauf.

23.30 ist schon leichter zu ermöglichen, wäre da nicht der lange, ungewisse Heimweg. (Schnee, Eis und Glätte) Leider sind meine Favoriten  Filme für Minderheiten, meist auch noch mit  kaum  Publikum. Es wird sich ein Tag ergeben ...

So wende ich mich nun mal  wieder meinen "UFO's" zu. Wüßte ich doch nur, wo anfangen ? welches ist am meisten "fertig"? welches  dauert am längsten?

Begonnen habe ich schon mal  bereits mit Literatur über die Geologie der Oberpfalz, Wanderungen aussuchen zu spannenden Orten, die mit Pigmenten zu tun haben und Steine und Erdklumpen vom Vorjahr zu mörsern, sieben und zur Präsentation " fein" machen.

Jeden Tag eine Variante von Ocker bis Umbra. 8 Gläser stehen parat. Jeden Tag ein Foto von einer vor Ort gemachten Struktur aussuchen und ein Bild  mit den bereits gefärbten Stoffen gestalten - da kommt keine Langeweile, aber auch keine Routine auf - nur "Struktur". 


8. Januar

Gestern habe ich den ganzen Tag an meiner Jacke gearbeitet - und doch bin ich noch nicht fertig. Futter von Hand eingenäht, gesäumt, Steppstiche an Hals, Kragen und Vorderkante angebracht ... Nun fehlt noch die Kragenlösung. Eigentlich mag ich keine Kragen, habe es gerne halsfern. Deswegen habe ich "schnell mal" einen Schal aus einem Rest Mokair gestrickt. Passt gut - aber auch ein Patchworkstehkragen könnte eine Lösung sein. Ach ja, und Knöpfe samt Knopflöcher ... Der Abend ist gerettet, habe ich doch noch etwas zu tun:-)))

Morgen werde ich mal wieder in die Welt eintauchen. Mal sehen, was mich da  erwartet. Auch Profanes, wie Auto zum TÜV  vorbereiten fahren, kann ein Abenteuer werden.

 


6. Januar

Feiertag? Hab ich jeden Tag. Nein, Arbeitstag ist nicht jeden Tag. Es gibt auch Pausen:-)

Aber meistens habe ich mehrere Dinge  vor, die ich am Besten alle gleichzeitig tun möchte. Vorrangig ist  jetzt  eine Jacke, die ich für mich nähe. Genäht ist so ein Teil ja schnell, ein Tag ist reichlichst bemessen. Wenn aber fast alles per Hand gestaltet wird, sieht das anders aus. Viele Stunden kleine Stiche, schneiden, nähen, bügeln, planen, umdisponieren, trennen - ja, trennen, neu nähen, Elemente ergänzen, austauschen.  Nicht die fertige Jacke ist mein Ziel, sondern wie immer "Der Weg". So kommt immer wieder etwas hinzu oder weg ... je nach dem.     Es könnte mein Lieblingsstück werden. Bisher mag ich es, daß es auf den ersten Blick eine schwarze Jacke ist ... näher besehen doch etwas erzählen kann ... wie ein Bild.

Zwischendurch "das bisschen Haushalt", ein Brotteig, ein Bratapfelkuchen - ist ja schließlich Feiertag :-)  und immer wieder dazwischen das Strickzeug zur Entspannung oder Nachdenken. Nicht zu vergessen das Tagebuch 22/23 will noch gestaltet, geschrieben und druckreif gemacht werden. 5 Kinofilme laufen, die ich sehen möchte und der Bücherstapel verringert sich nur langsam. Und da denkt man an langweiliges Rentnerleben. Ich springe von Tat zu Tat und es wird nicht weniger und langweilig schon gar nicht. Priorität hat aber augenblicklich die Jacke. Hier fehlen noch viele Reihen Steppstiche und das Futter und die Idee für einen Verschluß.


 

4. Januar

vom Norden lösen Schneefälle das Regenwetter ab. Von Dänemark kamen  gestern und  heute schon die  ersten Nachrichten und Lageberichte  von 60/70 cm Schnee und meterhohen Schneewehen sowie Sturm.

 

 

Das erinnerte mich an meine Kindheit. Im ersten Schuljahr durfte ich drei Monate im Winter in Dänemark verleben. In die Schule konnten wir mit dem Schlitten fahren und der Schulweg war eine einzige Schneeballschlacht. Die Großmutter wohnte in einem kleinen Häuschen "op paa bakken" auf dem Berg. Henry  mußte sie täglich morgens erst mal  freischaufeln.  Ihre Türe war  stets zugeschneit und ging nach aussen auf. bzw eben nicht mehr. Toilette war damals auch noch hinter dem Haus, also unerreichbar. Das Leben war sicher nicht so einfach wie heute - ganz glaubte ich an die Geschichten ja selbst nicht, dachte, meine Erinnerung spielt mir einen Streich. War ich doch damals klein, und so viel Schnee sicher beängstigend. Seit ich aber heute die Bilder gesehen habe, glaube ich meinen eigenen Geschichten :-)

Was tu ich also - zur Sicherheit :-)?  erstmal Kleinholz auf Vorrat spalten. Allen verfügbaren Platz im Flur mit Holzstapeln verzieren und Vorräte kontrollieren.  Schneeschippe parat stellen ... und abwarten.  Winter ist Winter, aber man weiß ja nie. Im Augenblick blitzen schon die ersten Frühlingsblüherblätter unter der warmen  Blätterdecke vor, kann also nicht so lange dauern das Schietwetter. Inzwischen werde ich erst mal kuschelig warm heizen.


2. Januar 2024

Seit Tagen beschäftige ich mich nun bereits mit einer neuen Jacke. Schnitt entwerfen, zuschneiden, Handarbeiten für die Applikation am Rücken.  Taschen  müssen auch sein. Eine fürs obligatorische Handy, wegen der Fotos, die ich nicht missen mag. Eine fürs Taschentuch und das  Portemonaie, notwendig beides.  Notitzzettel und Stift ... Handtasche -  wäre eine Option, aber da hat man den ganzen Tag was zu schleppen. Und in den Museen muß auch der kleinste Rucksack meist versperrt werden.  Also Taschen in der Jacke. Und wenn es dann noch eine ist, die etwas kompliziert ist, dauern die Versuche schon mal einen halben Tag. Der vorgesehene Stoff-Fund passte mir letztendlich doch nicht. Aber beim Kramen in den Stoffresten wurde ich fündig. Ich weiß nicht, wieviele Jahrzehnte dieser Stoff alt ist, aus einem kleinen, aufgelösten  Kurzwarenladen auf dem Land, noch mit Etikett dran, ganz vergilbt und spröde. (das Schild) Vielleicht ein Anzugstoff aus Wolle. Es kostete mich  große Überwindung die Schere zu benutzen.  Jedenfalls war der Ballen groß genug um mein Projekt fortzusetzen. Nun fehlen mir noch die Ärmelstulpen und dann kann ich das neue Teil zusammennähen und anprobieren bzw. ausführen.  Ach ja, das Futter -  Seide, sonst wird's nicht so, wie ich es mag ... natürlich hatte ich vergessen 2 m  mitzunehmen aus dem Stoffladen. Nochmal losfahren? Es schüttet - draussen ist grau in grau, keine gute Idee ... also nochmal an den Stoffschrank - - und siehe da,  es findet sich ein edles Stück bedruckte Seide. Eigentlich zu schade als Futter ... aber ich bin es mir wert!

Die Dame im Museum mag es mir verzeihen, daß ich sie "festhalten" (fotografisch) mußte.  Sie gab mir den Anstoß für die ganze Aktion. Sie sah umwerfend aus.

Und während ich mich mit meinen schwarzen Stoffen beschäftige, höre ich immer und immer wieder  "The Allan Parsons Projekt, Tales of Mystery and Imagination" von Edgar Allen Poe. Was für eine Musik !  ... ganz laut muß sie sein, so daß sie durch den Bauch fließt, ein Genuß ! Und der Rabe Nevermore  begleitet mich immer wieder ein Stück des Lebens. Eigentlich wäre das auch eine schöne Applikation für meine Jacke... eine Jacke ... habe ja noch Stoff und das Jahr ist noch neu.