Lektion 3

Zierstiche

 

Manche Zierstiche arbeitet man , damit sie ein Strukturbild ergeben, auf einem rechtwinklig, gleichmäßig  gewebtem Stoff. Das Gewebe sollte gut zählbar sein. Die Anzahl der Fäden die man überstickt sollten gleich sein. Zum Beispiel 2 Fäden hoch - zwei Fäden breit. Das hier verwendete Gewebe ist  10 fädiges Leinen. Das bedeutet auf einen Zentimeter kommen 10 Fäden. Dies ist ein gängiges Material, das sich gut besticken läßt.  Im Handel erhältlich ist 7 - 24 fädiges Leinen.

Man kann nun sowohl über jeweils einen Faden. als auch über zwei, drei   ... im Quadrat stechen. Die so  entstandenen Stiche gehören zu den   fadengebundenen Stickstichen.

Natürlich kann man auch auf jedem anderen Stoff mit diesen Stichen arbeiten. Es macht mehr Mühe, die Stiche gleichmäßig zu stechen, da sich die Fäden nicht zählen lassen. Aber auch wild durcheinander kann ein Stilmittel sein.

 

 

Wir beginnen mit dem Hexenstich, oder Kreuznaht, haben ihn schon bei den Nähstichen kennen gelernt. Mit ihm können wir nun beides, er ist eine Verbindungsnaht sowie ein Zierstich.  Er gehört zur Familie der Flechtstiche.

Wie beginne ich? In der Reihe mit der ich beginne, zwischen den Fäden nähe ich ein paar Stiche entlang bis zum Anfang des eigentlichen Stiches. Über diesen zusätzlichen Faden sticke ich nun mein Muster. Diesen vernähten Faden kann man später nicht mehr sehen.

Es gibt verschieden gearbeitete Hexenstiche. Wir belassen es bei zwei unterschiedlichen.

Beim ersten zähle ich 4 Fäden hoch nach rechts oben, 4 Fäden nach links, 8 Fäden nach rechts unten und 4 Fäden  nach links ins das Fadenkreuz des vorigen Stiches ...dann immer 4 Fäden versetzt ...

Eine Variante ergibt ein dichtere s Stichbild:

 Hier bewege ich mich zwischen den Stichen, indem ich immer zwei Fäden vorwärts zähle, aber auch über 4 Steche. Das ergibt ein ganz dichtes, geschlossenes Stichbild.

Es gibt unzälige Möglichkeiten zu kombinieren ...

Der Kreuzstich wird in zwei Arbeitsschritten gemacht.

Auch hier gilt:  die Fadenstärke sollte so sein, wie ein aus dem Stoff gezogener Faden.

Zum Vergleich habe ich in der ersten Reihe einen entsprechenden Faden, in der zweiten einen dickeren verwendet. Der dickere läßt sich kaum zu einem Kreuz nähen, es entsteht ein dicker Knubbel, anstatt eines schönen Stiches.

Bei den Sticknadeln gibt es unterschiedliche Stärken, Längen und Nadelöhre. Sowie Sticknadeln mit und ohne Spitze. Die Nadeln ohne Spitze sind für  lose gewebten Stoff, die spitzen für feine Seide, Leinen  oder Baumwolle.

 

Wir beginnen wie beim Hexenstich, diesmal aber immer nut 4 Fäden hoch und vier Fäden breit, wir deuten ein Quadrat an. Ob das nun über 1/1, 2/2, 3/3 ... Fäden geht ist eine Frage des Musters.

Am Ende der Reihe steche ich in umgekehrter Folge zurück. es entsteht ein Kreuz. Man kann erst eine ganze Fläche mit diesen ersten halben Stichen füllen, daber immer schön zälen. Die Rückreihe ist dann die Kaffeeklatschreihe. hier muß ich einfach nur dem Vorgegebenen folgen. Für das Strukturbild ist es wichtig,  immer Deck- und Unterstich in der gleichen Richtung zu arbeiten. Mixt man die Folge, ergibt sich eine unregelmäßige Schattenwirkung - das ist nicht unbedingt falsch - es kann ein Stilmittel sein.

 


Versuchen wir nun einmal aus dem Gelernten ein Bild zu gestalten? Vielleicht ein Sticheleiwochenende?

Das kann ein Mustertuch sein, wie zu Großmutters Schulzeit, es kann aber auch ein Tohuwabohu von Stichen und Stoffen oder ein gezielt gestaltetes Bild sein - eine Landschaft, ein Fantasietier, ein Blumenbeet , Häuser... oder Sonstwas ....

Nicht vergessen: Man muß fadengebundene Stickstiche nicht unbedingt auf zählbaren Stoff sticken!  Jeder andere  Untergrund tut es auch  -mit Augenmaß.

Nun fehlt uns noch das Ende des Fadens ... Wie vernähen? Entweder, wie am Anfang durch die Zwischenfäden ziehen oder entlang den vorhandenen Stichen auf der Rückseite  verstecken.


Und wo ist nun der Unterschied bzw. das spezielle an Patchwork? Keiner. Patchwork heißt Flickwerk. Kantha heißt Flickwerk und Boro heißt auch Flickwerk. Jede dieser Arbeiten beinhalten die gleichen Stiche - die Ausführung, das optisch gestaltete Bild, der Verwendungszweck machen die Unterscheidung. 

Nähen und Sticken ist eine völkerverbindende allgemein gültige Sprache mit unendlichen Varianten und der Möglichkeit einen eigenen Ausdruck zu finden.


 

 

 

 

 

 

Soweit bin ich jetzt mal fertig. Oder? Wann ist etwas fertig ist, bestimmt das Gefühl. Mein Gefühl.  Ich werde noch ein paar Details  einarbeiten, die zwei Stofflagen zusammensteppen und unten etwas Firlefanz anfügen. Das mache ich sehr gerne und das  haben auch unsere Vorfahren gepflegt. Allerdings hatten deren Attribute symbolischen Charakter.

 

 


  1. Meine Stoffstreifen besticke ich hier mit einer fiktiven Landschaft, Felsen, Seen Moose, Felder ...

    Grundlagen zur Auswahl für meine Stickstiche finde ich in meinem Fundus. Lieblings - „Mustertuch“ ist mit „Leinenstickerei“ entworfen. Im Schweizer Landesmuseum beeindruckten mich die Ton in Ton gestickten Bilder auf Leinenstoff mit weißem Leinenfaden. Zahlreiche Stichvarianten gestalten die Bilder. 12 Sticharten dieser Leinenstickerei benutzte ich für mein Mustertuch. Heute arbeite ich mit Restrollen Nähgarn, die ich doppelt vermische um noch zusätzliche Struktur ins Bild zu bringen. Mein Untergrund ist auch kein Leinen, sondern mit Erdfarbe gefärbte Baumwolle. Erlaubt ist was gefällt. Die Stickerei geht bis ca. 5000 Jahre zurück und hat sich immer weiter entwickelt - weltweit gibt es unzählige Stiche und Stichkombinationen. Was mir fehlt, ist ein zweites Leben.