Am Strand der Ostsee, in Dänemark fand ich diese Kugel. Der Wellengang bewegte Strandgut zu einem textilen Ball. Zu einem Filz?
Filz ist : mehrere Fasern zu einem Ganzen verbunden , miteinander, ineinander verhakt. Lose oder ganz unlösbar.....die Natur schaft uns Vorbilder wie diese Kugeln oder das fest verbundene Gefüge, das ich im Wald fand. Das Nest eines Vogels, einer Maus?
Ein Kuriosum, die Silser Kugel. Seit Jahren sind wir im Oberengadin zum Wandern unterwegs. Auf dem Silser See werden im Herbst die herabgefallenen und angewehten Nadeln der Lärchen durch das
Zusammenspiel vom Malojawind und der Bewegung des Wassers zusammengetrieben. Die Nadeln verhaken sich, bilden kleine Knäuel, werden hin und her bewegt. Federn, Gräser, Samenstände fügen sich ein.
Am Ende stranden am Ufer des Sees Filzbälle, ganz ohne menschliches Zutun entstanden ... eine Laune der Natur.
Ähnliche Kugeln findet man am Strand von Lanzarote und auch an der Ostsee, in Dänemark fand ich so eine Kugel. Der Wellengang bewegte Strandgut zu einem textilen Ball.
ZeitgeSchichten, oder
wie der Filz zu mir kam.
Die Geschichte des Filzens reicht weit zurück. Die bei Ausgrabungen in Zentralasien gefundenen textilen Schätze belegen eine hoch entwickelte Filzkunst um 400 – 300 v. Chr. Vermutlich entstand
der Filz jedoch schon viel früher, vor dem Spinnen
und Weben. Hierzu gibt es Belege, die bis in die Steinzeit zurückgehen.
Aufgrund des Aufbaus von Wollfasern, ihrer Vergänglichkeit, sind nur selten bei Ausgrabungen noch intakte Textilien zu finden.
Zum Filzen sind grundsätzlich nur zwei Dinge nötig: Fasern und Druck. Gibt man Wasser dazu, verkürzt sich die Zeit des Filzens. Seife ist ein gutes Gleitmittel zum plastischen Gestalten der
Fasern. Dazu gibt es eine kleine Geschichte: Als Noah seine Arche verließ, fand er den Boden von einem dichten Filz bedeckt. Die Tiere verloren Fell. Vermischt mit Urin und dem darauf
Herumtrampeln ist ein festes Gefüge entstanden, ein Filzteppich. Zu einer Ausstellung im Museum habe ich eine "Broschure", ein Begleitheft
gestaltet.Sie beschreibt die Entstehung eines Teppichs.
Filzen ist das Verfestigen von Fasern durch Reibung und Druck, Wärme und Feuchtigkeit.
Die Fasern werden in kreuzweise, schuppenartig in fein ausgelegten Schichten zur gewünschten Stärke gelegt. Ein weiches fließendes Stück muss dabei dünner und feiner geschichtet werden als ein dicker Teppich für den Fußboden. Je nach Größe und Verwendungszweck des Werkstückes muss sorgfältig und gleichmäßig die Grundlage erarbeitet werden. Materialwahl, Muster- und Farbbestimmung sowie technische Möglichkeiten sind die vorab nötigen Voraussetzungen um ein gelungenes Gesamtbild zu erstellen. Dann folgt die mechanische Bearbeitung um einen Filz entstehen zu lassen.
Mit Hilfe von Wasser (beim plastischen Arbeiten auch Seife) und Muskelkraft, aber auch Feingefühl und Ausdauer wird nun gerieben, geknetet, gerollt – gewalkt.
Ein fertiges Werkstück zeichnet sich dadurch aus, dass ein dichtes, kompaktes, gleichmäßiges Stück „Stoff“ entstanden ist. Die Faser bewegt sich nach allen Seiten nur noch spärlich -besser gar nicht- und bildet ein zusammenhängendes Gewebe.
Überraschungen müssen einkalkuliert werden wenn es an Erfahrung mangelt. Flexibel und spontan eingegriffen, verändert dies oft das eigentliche Konzept und lässt ein neues Bild entstehen.
Elastizität, Beweglichkeit in sich, Strukturen, Hohlräume, Löcher, dreidimensionale Ebenen entstehen zusätzlich durch unterschiedliche technische Möglichkeiten. Textur kann durch Nacharbeit beeinflusst werden. Der fertige Filz kann zusätzlich bemalt, bestickt oder auch zerschnitten und anschließend wieder neu gestaltet zusammengesetzt werden. Applikationen und Mosaiken können so entstehen.
Durch Verwendung von Schablonen und Formen können Hohlkörper und Strukturen gestaltet werden. Natürlich gilt ein lose
zusammengefügtes Gewebe unter Umständen auch als Filz, oder ein Gemisch aus unterschiedlichen, zusätzlich eingearbeiteten Materialien ...der künstlerischen Freiheit sind keine Grenzen
gesetzt. Transparenz oder auch Materialkombination die haltbar sein soll bedarf allerdings neben technischem Können auch Fingerfertigkeit,
Feingefühl und Geduld und Ideenreichtum.
ein Teppich entsteht, in einem zwei - Wochenendkurs
Nach einem Spaziergang im Steinbruch haben wir unsere Eindrücke grob skizziert. Ich habe einen Grundentwurf gemacht und jeder Teilnehmer hat seine Skizze mit Wolle umgesetzt. Die so einzeln entstandenen Teile haben wir zu einem Gesamtbild zusammengefügt und mit Bergschafwolle hinterlegt. Die Strucktur des Bruchs haben wir getrennt und mit der Versteinerung eine plastische Struktur geschaffen. Dann wurde gerollt, gerollt gerollt. Der Teppich wurde wunderschön und ziert noch heute das Gartenzimmer der Ziegelhütte.
Ich kann mich noch gut an die Diskussion erinnern -den Ammoniten lassen wie er ist oder aufschneiden? Aufschneiden ergab, daß sich diese plastische dreidimensionale Struktur und Tiefe ergab - learning by doing.
Viele Teppiche habe ich schon hergestellt....gerne experimentiert und neue Möglichkeiten ausprobiert. Nicht immer sind alle fotografiert und nicht immer optimal, aber leider sind die Meisten nicht mehr in meinem Besitz. So müssen wir Vorlieb nehmen mit dem was noch vorhanden ist.
Febr. 2016 "Just for fun" habe ich diesen Filzteppich für die diesjährige Ausstellung gemacht, um die Verbindung, die Gemeinsamkeit zu den Kolleginen zu erhalten. Lange hatte ich nicht mehr gefilzt, aber es wartete ein unverarbeitetes Vlies....Gewaschen, mit unterschiedlichen Pflanzen gefärbt und kardiert, ,ein paar Fäden gesponnen... so war das Gestalten der Oberfläche, das Ausbrechen, Aufbrechen und formen ... ein reiner Spaß , "Just for fun" - so nannte ich den Teppich dann auch. Vom Schaf zum Teppich ein haptisches Vergnügen.
die Filze der letzten 20 Jahre...
In der Reihenfolge der Bilder: Mein "Logo" Teppich, "Und die Wasser teilten sich", "Indigo", "Durchblick", 4 Bilder zum Thema "gewebtes Mondlicht trifft weiße Wolke des Himmels", "Drei Blätter", "scarlet women", ohne Titel, "ultra mare", "Almende 2", nochmal "Durchblick" in der Mälzerei in Hirschau, " ohne Titel"...
Die erste Berührung mit Filz brachte mir die Ausstellung „Gold der Skythen“, einer Sonderausstellung aus der Leningrader Eremitage im Winter 1984.
Die Filzfragmente von Ausgrabungen aus dem 3.-5.Jh.v.Chr. beeindruckten mich.
Da ich mich 1979 dem Textilen in Form eines Ladens zur Textilherstellung und einer „Werkstatt für Textiles“ verschrieben hatte, lag es nahe, dass auch Filzen zu meiner Wissensgrundlage gehören muss.
So beschäftigte ich mich neben Spinnen, Färben, Weben, Klöppeln, Nähen, Sticken und anderen Ziertechniken nun auch noch mit Filz. Es gab damals zu diesem Thema noch keinerlei Literatur über was und wie, so experimentierte ich munter drauflos. Anfangs waren es Hüte, Pantoffel, kleine Figuren, die den Grundstock meiner Erfahrung bildeten. Heute reizt mich eher die Fläche, die es mit Leben zu füllen gilt. Da heute die alten Symbole und Zeichen kaum mehr geläufig, verständlich sind und meine Liebe dem Material an sich gilt, spiele ich am liebsten mit Fasern und Formen. Der Augenblick ist mein Leitfaden und es sind Phasen die meine Arbeit prägen.
Die Bilder zeigen diese Experimente mit Fasern- „Faserspiele“.
Die Werkstatt für Textiles hat sich im Laufe der Jahre verändert, ist kein Laden mehr und letztendlich umgezogen. Aber auch hier besteht mein Tag aus dem Spiel mit textilen Techniken, dem Umgang mit Farben, Fasern, Fäden, Stoffen…
In der Reihenfolge der Bilder: "angekettet", "Frühlingserwachen", "Steinwald", "Alles hat seine Zeit", "FilzgeSchichten" und "Windspiel".
"Almende 1",
ist eine meiner ersten größeren Teppiche
0,90x 1.60m,
entstanden wie ein Mustertuch mit unter-schiedlichen Wollsorten und Farben in den Quadraten
"Komm, laß uns tanzen"
ist plastisch, wie ein Querschnitt einer Laube gefilzt und erzählt die Geschichte vom Laubenvogel. Er sammelt blaue Gegenstände, präsentiert sie vor seiner Laube zur Werbung um seine Auserwählte....