2. Woche im Februar...Der Lamm-Wollvorrat für 2017 ist angekommen und im Wachsen.
5. März 2016, 10 kleine Lämmer stehen nun bereits auf der Wiese..9 schwarze und ein weißes.....
muß die Schweißwolle, so wird das frisch geschorene Vlies auch genannt, erst mal bearbeiten. Die Spreu vom Weizen muß getrennt werden....also erst mal sortierten. Dann die Fasern von Streu, Kletten und grobem Schmutz befreien.
Ich nehme mir meist einen kleinen Teil vor und zupfe die Spitzen der Wolle auseinander ohne sie zu zerrupfen, dabei fällt der meiste Dreck schon mal raus. Dann ab damit in`s Wasser. Kalt oder warm, eigentlich egal. Regenwasser ist ideal, und Seife ist erst mal nicht nötig. Das Wollfett, Lanolin ist schon die Grundlage dafür, daraus wird ja auch Seife hergestellt. Die grob gereinigte, leicht fettige Wolle läßt sich auch wunderbar verspinnen. Ein Hilfsmittel, das das gleichmäßige Spinnen feiner Wolle erleichtert ist mit Handkarden oder Kardiermaschine die gereinigte, gewaschene Wolle zu kardieren oder kämmen. Die Fasern liegen dann parallel und gleiten so zum Spinnen leicht durch die Finger .
...zig Hunderte von Schafrassen gibt es weltweit. Jede hat andere spezielle Eigenschaften. Nicht jede Sorte Wolle ist zu Allem zu gebrauchen. Manche filzt....fein, dann nehmen wir sie dazu. Die, die nicht so gut filzt ist dann ideal für einen kuscheligen Pullover. Kratzt? Auch das kann kann durch die geeignete Wolle behoben werden....z.B. feinster Merino oder mit etwas Anderem vermischt...... z.B. Seide oder Alpaca. Aber vor dem Lohn kommt ein bischen Schweiß.
Die Wolle vom Schaf muß ab.....möglichst im Ganzen. Zwischen Mai und Juni. Das geschorene Fell nennt sich dann "Vlies". Und dann kann man, muß aber nicht, das Vlies vorbereiten. Will man nur einen Faden spinnen, so geht das wunderbar auch ohne Vorbereitung. Riecht ein bischen und die Hände sind dann wohl auch schmutzig, aber auch wunderbar gefettet, gepflegt.Wer das nicht so mag.....
Warmes Wasser und gründliches Auswaschen des Wollwachses ist notwendig zum Färben, der Farbstoff zieht besser in die Faser ein, wenn der Fettschutz entfernt ist. Nach dem Färben kann man dann das Lanolin wieder zusetzen, um den Faden wasserabweisend zu präparieren.
Karddistel
Das Spinnen eines Fadens ist mit viel Übung verbunden, wenn man nicht ein sogenanntes Naturtalent ist. Die Koordination vom Führen der Wolle und das Drehen des Fadens in Kombination mit dem Antreiben des Rades erfordert etwas rhytmisches Gefühl und die Fertigkeit verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun. Am besten geht das indem man den Kopf ausschaltet und mit Fingerspitzengefühl aus dem Bauch heraus arbeitet. Leicht gesagt? Ja, gebe ich zu. Ich bringe meinen Kursteilnehmern das Spinnen mit ein paar kleinen Tricks bei:
1. Das Spinnrad wird ohne Faden in Bewegung gehalten.... dabei lese ich eine Geschichte vor.
2. Die Wolle wird dabei gleichmäßich, ohne Spinnrad, nur mit zwei Fingern in eine Fadenstärke vorgezogen. Dabei lernt man das gleichmäßige Ausziehen der Fasern. Und dabei immer das Spinnrad erst mal ohne Wolle bewegen .....
3. Das so vorgezogene Material auf einen Bleistift oder Stock (Spinnstock) wickeln, während man den Stift immer wieder rückwärts dreht. Die Wolle bekommt einen sogenannten "Drall" und bildet einen Faden. Wenn er zu einer Spirale springt, ist er genug gedreht und kann auf den Stift gewickelt werden. So arbeitet man sich Stück für Stück vorwärts. Das klingt nun ziemlich kompliziert und theoretisch. Aber zu irgendwas müssen ja auch wir Kursleiter noch nötig sein. Ich zeige gerne, wie das geht. Es ist leichter, als es sich anhört.
Wenn man das Gefühl hat, das Prinzip verstanden zu haben, kann man loslegen, mit Wolle und Spinnrad einem Faden zu zaubern. Und glauben Sie mir .... es ist vieles möglich. Kombinationen aus verschiedenen Stärken, dick, dünn ... Noppen, zwei und mehr Fäden zusammendrehen, mit Farben spielen und unterschiedliches Material vermischen. Auf los gehts los..... nur mutig! "Früher" war es nötig einen Faden zu spinnen, der fein und gleichmäßig ist. Heute ist der kreative Faden das non plus ultra. Je schräger, desto schöner. Was also soll schief gehen?